Ein neues Stadtviertel am Thüringer Bahnhof könnte entstehen, mit Hunderten von Wohnungen und Büroflächen. Vier Gebäude mit einer Höhe 46 Metern und 13 Geschossen könnten das neue Quartier markieren.
So sieht es ein Konzept vor, das der Immobilienentwickler NORSK Deutschland AG in Auftrag gegeben hat. Das 8,9 Hektar große Areal zwischen Raffineriestraße im Norden, der ehemaligen Malzfabrik im Süden und dem Gelände des Thüringer Bahnhofs im Osten gehört zu den wenigen Entwicklungsflächen, die es in Halle noch gibt.
Um dieses Gebiet, das viele Jahrzehnte vor allem gewerblich genutzt wurde, neu bebauen zu können, hat der Stadtrat Ende 2018 die Aufstellung des Bebauungsplanes „Urbanes Gebiet am Thüringer Bahnhof“ beschlossen.
Die Wiederbelebung des früheren Industriegebietes in der Nähe des Bahnhofs zu einem lebendigen, gemischt genutzten, innerstädtischen Quartier ist das erklärte Ziel der Stadt. Dahinter steht die Hoffnung, die gute wirtschaftliche Entwicklung der Saalestadt nutzen zu können.
„Die Entwicklung am Thüringer Bahnhof steht im Kontext eines strategischen Reurbanisierungsprozesses durch den ICE-Knoten, den die Stadt Halle (Saale) vom Hauptbahnhof ausgehend konsequent planerisch weiterführt“, sagt der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Umwelt, René Rebenstorf.
Stadtprägender Standort in Bahnhofsnähe
Und die Vision der Kommune trifft am Thüringer Bahnhof tatsächlich auf das Interesse der Immobilienwirtschaft. Zumindest hat die NORSK Deutschland AG ein 11.800 Quadratmeter großes Grundstück am Thüringer Bahnhof erworben. Das Investitionsvolumen beträgt rund 75 Millionen Euro.
Unser Ziel ist es, auf dem Grundstück einen stadtprägenden Standort in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof zu schaffen.
„Unser Ziel ist es, auf dem Grundstück einen stadtprägenden Standort in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof zu schaffen“, sagt Vorstand Thomas Schulze Wischeler. Die erst 2018 gegründete NORSK aus Frankfurt/Main hat in Abstimmung mit der Kommune ein städtebauliches Konzept für ein urbanes Quartier entwickelt.
immoHAL vermittelt 3.750 m² Bürofläche am RiebeckplatzWohnen und Gewerbe zu gleichen Teilen
Je zur Hälfte soll das Gebiet für Wohnen und für Gewerbe entwickelt werden. Gebäude mit einer Höhe von 46 Metern und 13 Geschossen sind unter anderem vorgesehen. Die Erdgeschosse sollen gewerblich genutzt werden, die Etagen darüber als Wohnungen.
Neue und moderne Büro- und Gewerbeflächen sind in Halle nötig. Das bestätigt auch Rafael Schaefer von immoHAL Immobilien in Halle. Denn: „Generell nimmt das Angebot an modernen Büroflächen in Halle ab – die Bürofläche am Riebeckplatz ist praktisch vermietet. Damit steigt auch in Halle der Bedarf, vor allem an neuen und modernen Büroflächen“, so der Fachmakler für Gewerbeimmobilien in Halle.
Auch zwei Industrieruinen auf dem Areal sollen mit Hilfe des renommierten Schweizer Architekten Max Dudler, der sich bereits bei den Planungen des Riebeckplatzes engagiert hat, saniert werden. „Am Thüringer Bahnhof wird die Stadt weitergebaut. Städtebaulich nimmt das Wohnungsbau- und Gewerbeprojekt auf das angrenzende gründerzeitliche Quartier sowie die industrielle Bebauung des 19. Jahrhunderts direkten Bezug“ so der Architekt.
Am Thüringer Bahnhof wird die Stadt weitergebaut. Städtebaulich nimmt das Wohnungsbau- und Gewerbeprojekt auf das angrenzende gründerzeitliche Quartier direkten Bezug.
Auch die historischen Bestandsgebäude der ehemaligen Spiritusfabrik sollen integriert werden. „Diese Gebäude werden aufgenommen, überformt und mit einer Parklandschaft umgeben. Das neue Ensemble in klarer, rationaler Architektursprache in der Materialität Mauerwerk und Putz tritt gestalterisch selbstbewusst auf und schafft einen Auftakt für ein belebtes Quartier der Zukunft“, so Dudler. Das Konzept soll nun in den B-Plan integriert werden.
Suche nach finanzstarken Interessenten läuft
Zunächst aber müssen finanzstarke Interessenten an dem Immobilien-Projekt gefunden werden. „Mit einem gezielten Standortmarketing gemeinsam mit der Stadt werden wir das Interesse von Immobilieninvestoren am Standort Halle weiter aufbauen“, gibt sich NORSK-Vorstand Thomas Schulze Wischeler optimistisch.
Drei große Immobilienprojekte in Halle
Das Unternehmen engagiert sich in der Saalestadt mit gleich drei Immobilien-Projekten. Nach eigener Aussage sollen mehr als 150 Millionen Euro investiert werden. NORSK-CEO Thomas Schulze-Wischeler: „Mit unseren Projekten Thüringer Bahnhof, Neue Höfe Tuchrähmen und Reileck investieren wir allein in Halle mehr als 150 Millionen Euro.“ Für Wischeler gibt es viele gute Gründe für das Engagement in der Saalestadt.
Nach Berlin ist Halle gemeinsam mit Leipzig der zweitgrößte Wirtschaftsraum in Ostdeutschland und standortprägend für die prosperierende Wirtschaftsregion. Die positive Wirtschaftsentwicklung, das hervorragende kulturelle Angebot sowie die Bedeutung Halles als Wissenschaftsstandort sorgen derzeit und zukünftig für eine positive Entwicklung der Stadt.
„Nach Berlin ist Halle gemeinsam mit Leipzig der zweitgrößte Wirtschaftsraum in Ostdeutschland und standortprägend für die prosperierende Wirtschaftsregion. Die positive Wirtschaftsentwicklung, das hervorragende kulturelle Angebot sowie die Bedeutung Halles als Wissenschaftsstandort sorgen derzeit und zukünftig für eine positive Entwicklung der Stadt“, so Schulze Wischeler.
Projekte am „Reileck“ und „Neue Höfe Tuchrähmen“ kurzfristig realistischer
Kurzfristig scheinen jedoch die anderen beiden Projekte realistischer als ein neues Stadtviertel am Thüringer Bahnhof. Für immerhin mehr als 45 Millionen Euro und bis Ende 2022 soll am Reileck ein neues Wohnquartier mit Einzelhandel entstehen. Gerade die verschiedenen noch vorhandenen Industriebrachen in Halle werden attraktiv – für neues und modernes oder andere Nutzungskonzepte. Ein neues Stadtquartier am Hauptbahnhof könnte zum Beispiel durch die Umwandlung des alten Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) entstehen. Auf der 26 Hektar großen Industriebrache könnten in Zukunft 1.500 Menschen forschen und arbeiten.
Auf dem ca. 6.500 Quadratmeter großen Grundstück des ehemaligen Betriebes Gravo-Druck werden nach den Plänen des Architekturbüros snarq architekten BDA die alten Gebäude aufwändig saniert und Neubauten errichtet. Insgesamt sollen auf dem Areal ca. 2800 Quadratmeter Gewerbe- und Einzelhandelsflächen sowie ca. 11.300 Quadratmeter Wohnraum mit Tiefgaragenstellplätzen entstehen.
„Neue Höfe Tuchrähmen“ ist der Name des dritten Wohn- und Geschäftsquartiers, das NORSK plant. An der Mansfelder Straße sollen 140 Wohnungen sowie Arztpraxen, Ladengeschäfte, Café und SB-Markt sowie Tiefgaragenstellplätzen entstehen. Auch hier wird noch ein Co-Investment gesucht.