Direkt angebunden an die Stadtviertel Kröllwitz im Norden, Heide-Süd und Halle-Neustadt im Westen und an die Innenstadt mit Mühlwegviertel und Giebichenstein befinden sich Peißnitz, Zielgelwiese und Würfelwiese – die größten Parkanlagen und Naherholungsgebiete inmitten der Saalestadt. Liebhaber von ungestörter Natur kommen hier ebenso auf ihre Kosten, wie Aktiv- und Wassersportler.
Die Peißnitz ist Teil des Landschaftsschutzgebiets „Mittleres Saaletal“. Die Nordspitze ist ein mit zwölf Hektar ausgewiesenes Naturschutzgebiet – ein Hartholzauenwald mit Eichen, Eschen Ulmen, Ahorn- und Lindenarten, der für eine artenreiche Fauna sorgt. Seit zwei Jahren wurde sogar wieder der sehr scheue und auf ungestörte Naturräume angewiesene Bieber gesichtet. Im Süden der Insel befindet sich eine reichhaltige Wiesenflora mit über 200 Jahre alte Stieleichen und die größte Eibengruppe im gesamten Stadtgebiet.
Peißnitzinsel und Ziegelwiese zu Zeiten der Reformation
Die Peißnitzinsel und ebenso die Ziegel- und Würfelwiese gehörten im Mittelalter zum Eigentum des Klosters Neuwerk und wurden als Weideland für den Viehbestand des Klosters genutzt. Mit der Reformation um 1540 gingen die Insel, gemeinsam mit dem Gut Gimritz, Ziegelwiese und Würfelwiese, in den Besitz der Stadt Halle über und wurde zunächst wieder landwirtschaftlich genutzt. Der Prunk liebende Herzog August von Sachsen nutzte die Wiesen im 17. Jh. auch gerne als Festplatz.
Um 1680 wurde das Gebiet wieder vermehrt industriell genutzt. Für die in der Nähe des Kirchtores errichtete Ziegelei wurde der benötigte Lehm zum Brennen der Ziegel aus den angrenzenden Wiesen entnommen wodurch der Name Ziegelwiese entstand.
Namensgeber für die Würfelwiese war indes die hunderte Jahre alte hallesche Tradition des Knoblauchsmittwoch. Jeweils am Pfingstmittwoch wurden allerlei Stände mit Esswaren aber auch Glücks-, Los- und Würfelspiele angeboten woraufhin der Name Würfelwiese entstand.
Parkanlagen werden als Orte der Erholung immer wichtiger
Mit Beginn der Industrialisierung erhöhte sich die Luftverschmutzung in den Städten enorm und machte Erholungsplätze notwendig. Sowohl die arbeitende Bevölkerung, als auch das aufstrebende Bürgertum forderten vermehrt Plätze zur Erholung. Im Rahmen der Expansion der Städte wurde öffentlichen Grünflächen mehr Raum gegeben, um bei der wachsenden Bevölkerung für mehr Erholung und Lebensqualität zu sorgen.
Wie kam die Dreierbrücke zu ihrem Namen?
Im Jahr 1868 erlaubte die Stadt dem halleschen Verschönerungs-Verein das Anlegen von Wegen und Pflanzen. Viele Skulpturen und Denkmale befinden sich auf der Wiese, eines davon zum Gedenken F. Fiebigers, dem Vorsitzenden des halleschen Verschönerungsvereins.
In dieser Zeit entstand auch die breite Baum-Allee der Würfelwiese, die direkt zur Dreierbrücke führt. Einst musste beim Schleusenwerter ein „Dreier“ (Münze im Wert von drei Pfennigen) entrichten werden, um Zugang zur Ziegelwiese zu erhalten.
Eislaufen auf der Ziegelwiese
Auch auf der Ziegelwiese gingen die ersten gärtnerischen Bemühungen auf den halleschen Verschönerungsverein zurück. An den Wegrändern wurden Bäume als Schattenspender gepflanzt. Der Nordteil der Insel wurde üblicherweise im Spätherbst geflutet und mit dem ersten Frost in ein Schlittschuh-Paradies verwandelt, auf dem zahlreiche Hallenser das Schlittschuh Laufen erlernten. Seit 1968 ziert die Ziegelwiese ein künstlich angelegter Teich mit einer Fontäne. Sie kann eine Höhe von 80 Metern erreichen und ist somit die dritthöchste Wasserfontäne Europas.
Der Ausbau der Peißnitz als Erholungsort erfolgte mit Beginn des 19 Jh. Im Jahr 1821 wurde die Peißnitz an den Amtmann Ludwig Barthels verkauft der das Gelände zu einem Park mit Wegen und künstlichen Ruinen umgestaltete. 1888 wurde die Fläche von der Stadt zurückgekauft und weiter für notwendige Erholungszwecke der Stadtbevölkerung ausgebaut. Um einen bequemen Zugang zur Peißnitz zu schaffen wurde 1890 südlich der heutigen Peißnitzbrücke eine Pendelfähre mit Drahtseil eingerichtet. Die spätere Brücke wurde erst im Jahr 1899 fertiggestellt. In diesem Zeitraum wurde auch ein proviisorisches Wirtshaus errichtet. Das eigentliche Peißnitzhaus mit seiner wechselvollen Geschichte wurde 1893 fertiggestellt.
Peißnitz ist größter Erholungspark in Halle
Der Charakter eines Erholungsparks ist bis heute erhalten. Die Freilichtbühne auf der Peißnitz bildet häufig einen stimmungsvollen Rahmen für viele Live-Konzerte. Neben den vielen verschiedenen Spielplätzen ist die Parkeisenbahn „Peißnitzexpress“ – 1968 als eine von zwölf Pioniereisenbahnen der DDR eröffnet – ein Highlight für alle Kinder. Peißnitz und Ziegelwiese sind auch jährlich der zentrale Veranstaltungsort für das Laternenfest, das größte Volksfest Sachsen-Anhalts.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Den Aufbau des baschkirischen Spielplatzes auf der Peißnitz habe ich selbst erlebt. Aufgrund meiner Sprachkenntnisse konnte ich mich damals mit den Holzbildhauern unterhalten. Ich könnte bei Interesse mal in meinen Negativen stöbern.
Hallo Herr Müller, das klingt sehr spannend. Der Spielplatz ist ja ein richtiges Schmuckstück in Halle und viele Generationen verbinden ihre Kindheit damit.