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Architektur in Halle: Richard Schmieder

Der Architekt Richard Schmieder gehörte zu jenen lokalen Architekten, die den Wandel von der Gründerzeit hin zur Klassischen Moderne in der Saalestadt in den 1920er Jahren geprägt haben.

Der Architekt Richard Schmieder gehörte zu jenen lokalen Architekten, die den Wandel von der Gründerzeit hin zur Klassischen Moderne in der Saalestadt in den 1920er Jahren geprägt haben. Einfache Formen statt der historisierenden Neo-Stile, neue Baumaterialien wie Spannbeton, Stahl und Glas – das waren die Elemente der neuen Architektur. Der Hallenser Architekt Richard Schmieder nahm in seinen Gebäuden diese Strömungen auf.

Expressionismus bei Richard Schmieder im Vordergrund

Eine expressionistische Fassade beispielsweise zeigt sein Geschäftshaus des Moped- und Fahrradhändlers Paul Krause in der Geiststraße 39. Es ist nicht groß, aber dennoch eines der markantesten Häuser der Straße. Im Jahr 1925 verpasste Schmieder dem gründerzeitlichen Haus fünf expressionistische Zackengiebel und markante gliedernde Wandvorlagen. Zwischen den Fensterreihen brachte er geometrische Stuckelemente im Stil des Art déco an. Auch den erhaltenen Schriftzug „Paul Krause“ hat der Architekt entworfen. Gemeinsam mit der original erhaltenen Schaufenstergestaltung ist das Haus ein gutes Beispiel der Architektur der Moderne in den 1920er Jahren.

Den Schriftzug „Paul Krause“ hat der Architekt Richard Schmieder entworfen.

Freimaurerloge der Thomasiusgesellschaft im Mühlweg

Ein typischer Bau der Neuen Sachlichkeit ist das Haus Schmieders, das er 1927 für die Freimaurerloge der Thomasiusgesellschaft im Mühlweg 12a geplant hat. Das Haus der Thomasiusgesellschaft ist vielen Hallensern bekannt, diente es zwischen 1981 und 2002 als Puppentheater der Stadt Halle. Der dreigeschossige, aus Kuben gebildete, Bau mit seinen schlichten und klaren Formen ist nach jener zweckbetonten, sachlichen Art, die später als Bauhausarchitektur bezeichnet wurde.

Stark vom Bauhaus inspiriert ist Schmieders 1928 in der Nietlebener Gartenstadt errichtetes „Haus Köppe“, Habichtsfang 9b. Der asymmetrisch angeordnete Baukörper hat ein Flachdach, der Kubus einen Runderker, eine Loggia und Übereckfenster. Das zweigeschossige Haus ist ein typisches Beispiel für das Neue Bauen von Wohnhäusern und Villen in Halle in den 1920er Jahren.

Die Freimaurerloge der Thomasiusgesellschaft im Mühlweg 12a plante Architekt Richard Schmieder 1927.

Richard Schmieder war ein vielseitiger Architekt: Neben vielen Wohnhäusern – unter anderem in Diemitz, wo er an der Berliner Straße eine ganze Häuserzeile verantwortete, gehört unter anderem das Vereinsheim auf dem Tennisplatz am Sandanger zu seinen Bauten aus den 1920er Jahren. Er baute auch das Haus am Markt 15 für das bekannte Geschäft „Samen-Krug“ um, ebenso wie das Wohnhaus von Professor Emil Abderhalden, im Hohen Weg in Kröllwitz.

Auch beim Architekturwettbewerb „Stadtkrone Halle“ wirkte Richard Schmieder mit

Das größte Projekt der Moderne in Halle – „Die Stadtkrone“ – wurde jedoch nie verwirklicht. 1927 plante die Stadt Halle per Architektur-Wettbewerb eine Neugestaltung des Lehmannsfelsens. Ein Mammut-Projekt mit Kunsthalle, Kongressgebäude und einem Stadion sollte entstehen. Die wichtigen Architekten der Moderne – wie Walter Gropius, Bauhausdirektor in Dessau oder Wilhelm Kreis, Architekt Landesmuseum Halle – waren darunter. Gropius‘ spektakulärer Beitrag „Hängende Gärten“ war der Jury zu modern und schied in der ersten Runde aus. Doch auch Schmieders Entwurf „Hallesche Akropolis“, zu der eine gewaltige Freitreppe führte, wurde nicht realisiert, denn die Weltwirtschaftskrise machte alle Pläne zunichte.

Richard Schmieder (1890 – 1955)

Richard Schmieder ist in Sachsen geboren, aber in Halle aufgewachsen. Der Sohn eines Bäckermeisters lernte an der Gewerblichen Zeichen- und Handwerkerschule, dem Vorläufer der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Schmieder begann seine Laufbahn wie viele hallesche Architekten als Zeichner im halleschen Architektenbüro Knoch & Kallmeyer, das zeitweise das größte Deutschlands war. 1925 machte sich der 35-jährige Architekt selbstständig. Zunächst in der Schillerstraße 60, dann in der Krausenstraße 19. 1927 heiratete er. Seine Frau Hildegard lernte er übrigens beim VfL Halle 1896 kennen, Schmieder spielte in dem Sportverein Fußball. 1930 wurde Sohn Richard geboren. 1927 baute Schmieder sein eigenes Haus in der heutigen Saalfelder Straße 22 in Diemitz, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1955 lebte.

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